• Freitag // 11. Mai 2018

    20 Uhr

DIE NACHT DER BIBEL

mit Barbara Auer, Peter Lohmeyer und Peter Schröder, musikalisch begleitet von "Echoes of Scripture"

Von draußen fallen die letzten Sonnenstrahlen ins Kirchenschiff. Der Chorraum ist bereits in lilafarbenes Licht getaucht. In der Mitte der Bühne: drei Hocker, drei Mikrofone. Daneben: eine E-Gitarre, ein Schlagzeug, ein Kontrabass. Professor Dr. Alkier, Theologe und Gitarrist, hat das Konzept zur Nacht der Bibel entworfen und die Texte zusammengestellt.. Das ambitionierte Ziel: die Bibel an einem Abend, in zwei Stunden neu zu hören, neu zu verstehen und den Stimmen der Sprecher und der Sprecherin zu folgen. Ergänzt wird der Text aus dem Buch der Bücher von dem Jazz-Trio „Echoes of Scripture“, das eigens für die Nacht der Bibel  gegründet wurde. Es besteht aus Thomas Alkier, Schlagzeug, Stefan Alkier, Gitarre und Walfried Böcker, Kontrabass. Rund 350 Besucherinnen und Besucher warten gespannt auf die Reise durch die Bibel. 

Der musikalische Auftakt „Relax“ durch Echoes of Scripture (in etwa: Nachklänge (aus) der Schrift) leitet mit ihren fließenden Melodien geschmeidig über in die Stimmen der Vortragenden. Barbara Auer (Schauspielerin und Hörbuchsprecherin) und Peter Lohmeyer (Schauspieler und Hörbuchsprecher) beginnen abwechselnd mit Passagen aus der Schrift. Peter Schröder (Theater Frankfurt) führt mit seinen erklärenden Sequenzen in die Abschnitte ein und verbindet sie miteinander zum großen Ganzen.  

Schon ab dem ersten Wort folgen die Besucherinnen und Besucher den Stimmen der drei und folgen ihren ganz verschiedenen Qualitäten durch die Geschichten aus der Bibel. Peter Lohmeyers Stimme geht mit unbedingter Kraft durch die Texte. Über die ersten Momente der Erde, ihrer Entstehung, den Naturgewalten und wie es Gott gefällt, wie die Welt aussieht. Von Anfang an ist es eine Beziehungsgeschichte zwischen Gott, der Welt und den Menschen. Und diese Beziehung ist von Anfang an spannungsvoll: voller Liebe, Zuneigung und Treue, aber auch geprägt von Rohheit, Neid und Gewalt. Mit Barbara Auer kommt eine wärmende Lebendigkeit in der Kirche auf. Ihre Vertonung gibt den Texten ein Gefühl von Treue, von Loyalität, von Menschlichkeit. Ihre Stimme umspielt die Texte, macht sie erfahrbar, nahbar. Durch ihre Interpretation bekommen die alten Texte eine neue Realität, werden sie in der Gegenwart erfahrbar. Das vermittelnde Element dazwischen ist Peter Schröder. Als weiser Erzähler behält er den Überblick und strukturiert die größeren Sinnzusammenhänge. Ruhig und beruhigend kommen seine Erzählungen daher. Immer wieder ergänzen musikalische Impressionen der Echoes of Scripture die biblischen Texte und bieten kleine Pausen, in denen die vorherigen Inhalte noch nachklingen können. Zur Bergpredigt vereinen sich die drei sprechenden Stimmen und werden zu einem Chor, zu einer vereinten Kraft, durch die die Macht des Wortes hörbar und spürbar wird. Die drei Musiker übernehmen die kraftvollen Stimmeindrücke und lassen sie in ihr Stück „Servus“ überfließen.  

Dann beginnt eine neue Geschichte, das Neue Testament. „Jesus überraschte, mit Worten und mit Taten. (...) Nicht alle seine Jünger waren damit einverstanden“, leitet Peter Schröder ein. Doch er hat alle zu einer neuen Denkweise motiviert. „Denkt um und vertraut auf die Frohe Botschaft!“ (Mk 1,14). Mit Jesus fängt eine neue Geschichte an. Und sie endet besonders dramatisch: Zum Kreuzigungstod von Jesus lässt Thomas Alkier das Schlagzeug in „Echoes of the Cross“ erklingen. Eigentlich ist es kein Klang, es ist vielmehr der vertonte Schmerz zum Tod Jesus. Rhythmisch tönend, steigert sich das Schlagen der Trommeln zu einem fast ohrenbetäubenden Druck. Als ob Erde und Himmel sich gleichzeitig auftun und beide den Schmerz über den Tod beklagen. Nach dieser kurzen, aber imposanten Einspielung ist es, als ob im Raum niemand zu sprechen wagt. 

Es wird im Laufe des Abends immer wieder klar: Die Beziehungsgeschichte zwischen Gott und den Menschen ist eine Geschichte der Liebe. Selbst wenn sie geprägt ist von Misstrauen und Leid, Gottes Liebe gegenüber den Menschen ist bedingungslos. „Wir haben Vertrauen in die Liebe, die Gott mit uns hat.“ (1. Joh 4, 16) Die Bibel zeigt eine Geschichte der Hoffnung. Und am Ende steht die neue Schöpfung: Und es sprach der Sitzende auf dem Thron: Siehe, neu mache ich alles. (Offb 21, 5). Das ist Gottes Versprechen an die, die auf ihn vertrauen und die ihm folgen.  

Stefan Alkier ist mit seinem Gesamtkonzept ein besonderer Abend gelungen. Texte und Musik greifen wohlkomponiert ineinander über, die Stimmen der Sprecherin und der Sprecher ergeben einen harmonischen Gesamteindruck und machen die alten Texte in der Gegenwart zu etwas Neuem, Beeindruckendem. Stehende Ovationen der Zuschauerinnen und Zuschauer begleiten die Künstler zum Schluss von der Bühne. Es ist bereits jetzt klar: Diese Veranstaltung wird mit ihrer abgerundeten Zusammenstellung vielfältiger Eindrücke in vielen der Anwesenden nachklingen lassen.    

 

Text: Amelie Hauptstock • Hauptwort •  www.hauptwort.com   

Fotos: isabella thiel fotodesignwww.isabellathiel.de