»Am Anfang, so schreibt es der Evangelist Johannes, war das Wort. Mag es „Licht“ gelautet haben, wie die Bibel vermeldet. Oder war es das Geräusch eines Schrittes. Eines tastenden, eines fragenden Schrittes im Dunkel... – In spirituellem Rahmen der Stadtkirche St. Reinoldi wird die wortlose Ausdruckskunst des Ballett Dortmund beredt. Zwischen den Polen unserer Existenz, zwischen Werden und Vergehen, zwischen Liebe und Tod, vielleicht war am Anfang – der Tanz.« 
Xin Peng Wang, Intendant des Ballett Dortmund

 


 

17. September 2023 | 11.30 Uhr

Gottesdienst zu und mit Ausschnitten aus „Schwanensee“

Choreografie von Xin Peng Wang*
Musik von Peter Tschaikowsky
*2. und 4. Akt nach Marius Petipa und Lew Iwanow

Es tanzten:
· Javier Cacheiro Alemán / Filip Kvačák – SIEGFRIED
· Cyril Pierre – ROTHBART
· Ekaterine Surmava – ODETTE

· Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund – KANZELREDE
· Susanne Karmeier, Pfarrerin an St. Reinoldi – LITURGIE
· Manfred Grob, Kantor an St. Marien – ORGEL

Schwanensee – der Inbegriff des klassischen Balletts: Gefiederte Seelenvögel tanzen eine märchenhafte Liebesgeschichte. Ein Publikumsmagnet. Auch in der Reinoldikirche. Im Mittelpunkt steht ein Prinz auf der Suche nach sich und seinem Leben. In der Interpretation von Xin Peng Wang ist Siegfried ein exzentrischer Künstler, der sich in eine andere Zeit zurück sehnt und mit den Abgründen, Wahnvorstellungen und Fantastereien seiner Psyche kämpft und sich nicht findet. Es reißt ihn hin und her zwischen einer idealen Scheinwelt und der Macht des Bösen.

Das Ballett Schwanensee in Dortmund 2023 wirft Fragen auf, die es in sich haben, weil sie in die Mitte eines jeden Lebens führen: Wer will ich sein, soll ich sein, kann ich immer noch werden? Wie werde bzw. bleibe ich mir treu? Was ist ein wahrhaftiges Leben? Und: Was hat die Macht, mich von meinem Weg abzubringen und in die Irre zu führen? Und: Wie begegne ich den Aber- und Wider-Stimmen? Woher kommt Orientierung? Tanzszenen und Gedankenspaziergänge zu Schwanensee trafen auf biblische Geschichten: auf die Suche eines Mannes nach einem Leben mit Sinn und Bestand und auf die Geschichte von der Versuchung Jesu in der Wüste. Es ging es um falsche Ideale und die Verführbarkeit des Menschen – sowohl im Privaten, in den analogen und digitalen Parallelwelten der Gesellschaft als auch in politischen Zusammenhängen – der Populismus lässt gefährlich grüßen. Und es ging um die Fähigkeit zur Unterscheidung, um die Gabe, mit offenen Augen und offenem Herzen zu leben und um den Mut, das eigene Leben zu wagen und für ein Leben mit Sinn und Bestand einzustehen:

„Wahrhaftigkeit ist eine Haltung und eine Stärke zugleich. Wahrhaftigkeit ist ein Leitfaden für uns selbst, unsere Entscheidungen, unser Handeln, unsere Reflektion und unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wahrhaftigkeit bildet Gemeinschaft. Jesu Versuchung und Schwanensee können uns berühren und zu uns selbst bringen, können uns ermutigen und dafür sensibilisieren, dass die Welt nicht weiß und schwarz ist, und wir die Zwischentöne kennen müssen, um nicht von der einen Seite verführt zu werden. Das gilt für uns im Persönlichen, wie auch im Politischen. Versuchen wir wahrhaftig zu sein!“ – endete Tobias Ehinger seine Kanzelrede.

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Vorstellungen von „Schwanensee“ im Opernhaus Dortmund

Premiere: Samstag | 21. Oktober | 19.30 Uhr

29. Oktober

01. | 04. | 05. | 10. | 25. November

03. | 15. | 16. | 26.  Dezember

07. Januar 2024  

Weitere Infos unter  www.theaterdo.de     

 

 

Oktober 2022

Die bekannteste Liebesgeschichte aller Zeiten in der Reinoldikirche 
Tänzer:innen verzaubern Besucher im Gottesdienst mit Ausschnitten aus „Romeo und Julia“

Ballett von Jean-Christophe Maillot
Musik: Sergej Prokofjew

Es tanzten:
Sae Tamura als JULIA, Filip Kvacák als ROMEO 
Simon Jones in der Rolle von PATER LORENZO 
Matheuz Vaz und Alessandro Ciotta als MESSDIENER
Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund – KANZELREDE
Susanne Karmeier, Pfarrerin an St. Reinoldi LITURGIE
Christian Drengk, Kantor an St. Reinoldi ORGEL

Liebe und Tod sind ein spannungsgeladenes Paar. Immer schon. Zwei Urmächte unseres Lebens. Zwei Brennpunkte unseres Daseins. Kaum etwas vermag uns im Innersten so zu bewegen wie sie. Hat so viel Kraft. Löst so viel aus: Lust und Leid. Ach und Weh. Sie holen das Beste in uns und dem Leben hervor und das Abgründige. Die Geschichte von Romeo und Julia erzählt davon reichlich und ertanzt dazu viel. Aus ungewöhnlicher Perspektive beleuchtet Jean-Christophe Maillot die Lovestory aller Lovestorys neu. Und wir werfen Fragen auf: Liebe - was ist das eigentlich? Und wie wirkt sie sich aus? Wie weit geht die Liebe bzw. wie weit wäre ich bereit, für die Liebe zu gehen? Und: Ist sie so stark wie der Tod? Im Gottesdienst begegneten Tanzszenen aus dem Ballett biblischen Stimmen aus dem Hohen Lied der Liebe im Ersten Testament und Erfahrungen der Brautmystik von Bernhard von Clairvaux. Und trafen auf Gedanken, Gebete und Klänge von heute. Vielleicht kann der Tanz die Liebe am eindrücklichsten erzählen...

Interview zum Projekt Ballett trifft Kirche  „Alles dreht sich doch um die Urkräfte unseres Lebens“
Susanne Karmeier im Gespräch mit Nicole Schneidmüller-Gaiser

Fotos: © Stephan Schütze / Isabella Thiel

Ein Projekt des Ballett Dortmund und der Ev. Stadtkirche St. Reinoldi
Informationen erhalten Sie bei Susanne Karmeier, Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi - Tel. 0231. 91 25 337 / karmeier(at)sanktreinoldi.de


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