»Am Anfang, so schreibt es der Evangelist Johannes, war das Wort. Mag es „Licht“ gelautet haben, wie die Bibel vermeldet. Oder war es das Geräusch eines Schrittes. Eines tastenden, eines fragenden Schrittes im Dunkel... – In spirituellem Rahmen der Stadtkirche St. Reinoldi wird die wortlose Ausdruckskunst des Ballett Dortmund beredt. Zwischen den Polen unserer Existenz, zwischen Werden und Vergehen, zwischen Liebe und Tod, vielleicht war am Anfang – der Tanz.«
Xin Peng Wang, Intendant des Ballett Dortmund
Sonntag // 15. September // 11.30 Uhr
Choreografie von Xin Peng Wang – 3. Akt nach der Choreografie von Marius Petipa
Musik von Léon Minkus
Ekaterine Surmava / Daria Szui – NIKIJA
Javier Cacheiro Alemán / Samuel Bassler – SOLOR
Filip Kvačák PRODUZENT
Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Dortmund
Klaviereinspielung (vom Band): Eriberto Carvalho
Tobias Ehinger Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund – KANZELREDE
Susanne Karmeier Pfarrerin an St. Reinoldi – LITURGIE
Dr. Hans Peters / Paula Karoline Tollmann – LESUNG
Christian Drengk Kantor an St. Reinoldi – ORGEL
„Schöne Welt, wo bist du? Kehr wieder.“ So beginnt eine Strophe in einem romantischen Lied aus dem 19. Jahrhundert von Franz Schubert. „Schöne Welt, wo bist du?“, fragen sich viele auch heute. Voller Sehnsucht nach einem heileren Leben, nach einem Gegenpol zu dieser Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, voller Unfrieden. Immer schon hat die Kunst, haben Tanz und Musik dieser Sehnsucht Ausdruck verschafft. Auch das große Werk des klassischen Balletts „La Bayadère“, das 1877 in St. Petersburg uraufgeführt wurde.
Im Mittelpunkt steht die tragische Geschichte einer Liebe, die im Irdischen nicht lebbar ist, sich aber erfüllt im Reich der weißen Schatten jenseits von Zeit und Raum. Xin Peng Wang inszeniert dieses Ballett völlig neu. Aber den zum Kult gewordenen dritten Akt, den sogenannten Schattenakt, choreografiert er nach dem klassischem Vorbild von Marius Petipa mit weißen Tutus und auf Spitzen getanzt. Was hat es auf sich mit dieser mystischen, schwerelosen Gegenwelt, die für einen Moment die so anders erlebte Wirklichkeit übersteigt und überwindet? Woran nähren sich unsere Träume und Utopien für ein anderes Hier und Jetzt?
Schöne Welt, wo bist du und wie wirst du? Macht es einen Unterschied, ob wir unser Leben von der Hoffnung auf ein Jenseits, vom Ewigen her leben oder ohne diese Hoffnung? Im Gottesdienst geben wir diesem Suchen und Fragen Raum. Mit Worten und Musik, mit Stille und Tanz.
Wir danken für die Unterstützung von Xin Peng Wang (Intendant des Balletts Dortmund), Leonardo Barbu (Stellvertretender Ballettintendant und Künstlerischer Produktionsleiter),
Rudolf Kubičko (Betriebsdirektor Ballett), Cyril Pierre (Künstlerischer Koordinator Ballett Dortmund und Ballettmeister).
Fotos: © Stephan Schütze
Vorstellungen im Opernhaus Dortmund
Premiere: Freitag, 1. November, 18 Uhr
9. / 17. / 24. November 2024
Weitere Vorstellungen ab Februar 2025
letzte Vorstellung: 19. Juni 2025
Alle Infos und Termine unter www.theaterdo.de
September 2023
Choreografie von Xin Peng Wang*
Musik von Peter Tschaikowsky
*2. und 4. Akt nach Marius Petipa und Lew Iwanow
Es tanzten:
· Javier Cacheiro Alemán / Filip Kvačák – SIEGFRIED
· Cyril Pierre – ROTHBART
· Ekaterine Surmava – ODETTE
· Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund – KANZELREDE
· Susanne Karmeier, Pfarrerin an St. Reinoldi – LITURGIE
· Manfred Grob, Kantor an St. Marien – ORGEL
Schwanensee – der Inbegriff des klassischen Balletts: Gefiederte Seelenvögel tanzen eine märchenhafte Liebesgeschichte. Im Mittelpunkt steht ein Prinz auf der Suche nach sich und seinem Leben. In der Interpretation von Xin Peng Wang ist Siegfried ein exzentrischer Künstler, der sich in eine andere Zeit zurück sehnt und mit den Abgründen und Wahnvorstellungen einer Psyche kämpft und sich nicht findet. Es reißt ihn hin und her zwischen einer idealen Scheinwelt und der Macht des Bösen.
Das Ballett Schwanensee in Dortmund 2023 wirft Fragen auf, die es in sich haben. Sie führen in die Mitte unserer Existenz: Wer will ich sein? Wer soll ich sein? Wie werde bzw. bleibe ich mir treu und was ist ein wahrhaftiges Leben? Was hat die Macht, mich von meinem Weg abzubringen und in die Irre zu führen? Wovon lasse ich mich täuschen? Und was hilft, sich zu orientieren?
Im Ballett-Gottesdienst trafen Tanzszenen und Gedankenspaziergänge zu Schwanensee auf biblische Geschichten von einem Mann auf der Suche nach einem Leben mit Sinn und Bestand und auf die Versuchung Jesu in der Wüste. Es ging es um falsche Ideale und die Verführbarkeit des Menschen. Und es ging um die Fähigkeit zur Unterscheidung, um die Gabe, mit offenen Augen und offenem Herzen zu leben, um den Mut, das eigene Leben zu wagen und für ein Leben mit Sinn und Bestand einzustehen:
„Wahrhaftigkeit ist eine Haltung und eine Stärke zugleich. Wahrhaftigkeit ist ein Leitfaden für uns selbst, unsere Entscheidungen, unser Handeln, unsere Reflektion und unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wahrhaftigkeit bildet Gemeinschaft. Jesu Versuchung und Schwanensee können uns berühren und zu uns selbst bringen, können uns ermutigen und dafür sensibilisieren, dass die Welt nicht weiß und schwarz ist, und wir die Zwischentöne kennen müssen, um nicht von der einen Seite verführt zu werden. Das gilt für uns im Persönlichen, wie auch im Politischen. Versuchen wir wahrhaftig zu sein!“ – endete Tobias Ehinger seine Kanzelrede.
Oktober 2022
Ballett von Jean-Christophe Maillot
Musik: Sergej Prokofjew
Es tanzten:
Sae Tamura als JULIA, Filip Kvacák als ROMEO
Simon Jones in der Rolle von PATER LORENZO
Matheuz Vaz und Alessandro Ciotta als MESSDIENER
Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund – KANZELREDE
Susanne Karmeier, Pfarrerin an St. Reinoldi LITURGIE
Christian Drengk, Kantor an St. Reinoldi ORGEL
Liebe und Tod sind ein spannungsgeladenes Paar. Immer schon. Zwei Urmächte unseres Lebens. Zwei Brennpunkte unseres Daseins. Kaum etwas vermag uns im Innersten so zu bewegen wie sie. Hat so viel Kraft. Löst so viel aus: Lust und Leid. Ach und Weh. Sie holen das Beste in uns und dem Leben hervor und das Abgründige. Die Geschichte von Romeo und Julia erzählt davon reichlich und ertanzt dazu viel. Aus ungewöhnlicher Perspektive beleuchtet Jean-Christophe Maillot die Lovestory aller Lovestorys neu. Und wir werfen Fragen auf: Liebe - was ist das eigentlich? Und wie wirkt sie sich aus? Wie weit geht die Liebe bzw. wie weit wäre ich bereit, für die Liebe zu gehen? Und: Ist sie so stark wie der Tod? Im Gottesdienst begegneten Tanzszenen aus dem Ballett biblischen Stimmen aus dem Hohen Lied der Liebe im Ersten Testament und Erfahrungen der Brautmystik von Bernhard von Clairvaux. Und trafen auf Gedanken, Gebete und Klänge von heute. Vielleicht kann der Tanz die Liebe am eindrücklichsten erzählen...
Interview zum Projekt Ballett trifft Kirche „Alles dreht sich doch um die Urkräfte unseres Lebens“
Susanne Karmeier im Gespräch mit Nicole Schneidmüller-Gaiser
Fotos: © Stephan Schütze / Isabella Thiel
Ein Projekt des Ballett Dortmund und der Ev. Stadtkirche St. Reinoldi
Informationen erhalten Sie bei Susanne Karmeier, Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi - Tel. 0231. 91 25 337 / karmeier(at)sanktreinoldi.de