Poetry Slam in St. Reinoldi

29. Januar 2018

Heldinnen der Poesie

Zum fünften Mal hatten die Stadtkirche St. Reinoldi und das Evangelische Bildungswerk Dortmund zum Poetry Slam geladen. Sechs junge Poetinnen und Poeten stellten ihre Texte zum vorgegebenen Thema ‚Quo vadis?‘ vor. Jeweils zwei von ihnen traten in fünfminütigen Sequenzen gegeneinander an. Wer am meisten Applaus erhielt, erreichte das Finale.

Ein guter Poetry Slam braucht eine professionelle Moderation. Die steuerte ‚Sebastian 23‘ bei, betätigte sich als „Opferlamm“, indem er das Publikum mit einem eigenen Slam vor dem Wettbewerb in Stimmung brachte und führte sicher und mit Witz durch den Abend.

Wer im Verlauf des Programms jedoch primär lustige Texte erwartete, lag falsch. Comedy stand in der Dortmunder Stadtkirche nicht im Mittelpunkt der Poesie. Vielmehr konfrontierten die Slamer ihr Publikum mit ernsthaften Themen, zumeist autobiografisch gefärbt und in großen Teilen sprachlich glänzend. Harsch aber einfühlsam etwa die Anklage an den Großvater, der mit seinem schwindenden Weltverständnis Unfrieden in der Familie schafft, eindrücklich auch das Erschrecken der jungen Mutter über die eigene neue Rolle: „Ach du Scheiße, ich bin eine Heldin geworden“.

Ins Finale zogen per Publikumsvotum schließlich die Slam-Poetinnen Jule Weber, Luca Swieter und Florian Cieslik ein. Mit seinem Beitrag zu ‚Dantons Tod‘ entschied der am Ende den Wettbewerb für sich.

Poetry Slam in der Stadtkirche, das ist ein außergewöhnliches Format, das einen Besuch auch für junge Menschen, die eine Kirchenbank sonst eher scheuen, attraktiv macht. Kirche und Kultur das passt zusammen - anspruchsvoll, kritisch und unterhaltsam.

Text: Wolfram Scharenberg, Ev. Kirchenkreis Dortmund // Fotos: Stephan Schütze