Das Leben kann eine unaushaltbare Zumutung sein. Ein Kind stirbt an Leukämie und die Eltern bleiben zurück – jeder für sich und mit sich allein. Beide gehen auf ihre eigene Weise mit dem Verlust um: Der Vater ist Rationalist, die Mutter gläubige Christin, aber sie kommen nicht zusammen. Statt gegenseitigem Trost gibt es Selbstvorwürfe und Schuldzuweisungen und die zerstören am Ende auch die Liebe.
Das klingt tragisch – und das ist sie auch, die Geschichte, die der Film „The Broken Circle“ erzählt. Der Film des belgischen Regisseurs Felix van Groeningen stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes Kino und Kirche in der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi. Und mit ihm all die Fragen, die sich unwillkürlich stellen: Wie hält man solches Leid aus? Was kommt nach dem Tod? Und wo ist Gott bei all dem?
Das Kino-Gottesdienst-Team mit Stadtkirchenpfarrerin Susanne Karmeier, Pfarrer Christian Höfener-Wolf aus der Ev. Elias-Kirchengemeinde und Pfarrer Bernd Becker hatte sich im Vorfeld mit diesen Fragen intensiv auseinandergesetzt und stellte ausgewählte Filmszenen in einen Dialog mit biblischen Erfahrungen und unseren eigenen Erlebnissen und Gedanken. Dabei wurde deutlich: „Es ist eine trügerische Vorstellung, dass ein Vertrauen auf Gott das Leben immer leichter macht.“ Manchmal werde eben nicht alles gut. Manchmal bleiben auch für Glaubende nur Fragen: Wo bleibt Gottes Heil – im Leid, im Sterben, im Tod?
„Der Film könnte einem das Herz brechen“, so Bernd Becker. Im Film reihen sich Szenen aneinander, die nur schwer auszuhalten sind: „Morgen schießen wir den Krebs tot“, sagt der Vater zu seiner Tochter. „Warum ist das Vögelchen tot?“, fragt das Mädchen, als ein Vogel gegen das Glasdach der Veranda geflogen ist, und der Vater steht vor seinem todkranken Kind und muss ihm erklären, weshalb sich der Vogel nicht mehr bewegt. „Ich glaube nicht an eine unsterbliche Seele. Ich glaube, dass der Vogel tot bleibt. Aber das kann man einem Kind doch nicht sagen.“ Die Mutter drückt ihrer Tochter auf der Intensivstation ein Kreuz an einer Halskette in die Hand. „Das habe ich von meiner Mutter bekommen und die hatte es von ihrer Mutter. Und wenn du erwachsen bist, schenkst du es weiter an deine Kinder.“
Der Film könnte einem das Herz brechen – wenn da nicht die Musik wäre. Im Film ist es eine Bluegrass-Band, mit der die Eltern auf zahlreichen Bühnen auftreten. In der Reinoldikirche war es die Band Tom Frost Four, die gefühlvoll die Stimmung des Films aufnahm und in Musik umsetzte. Die Gemeindelieder begleitete Kantor Christian Drengk am Klavier. Gemeinsam gestalteten alle Beteiligten einen ganz besonderen Gottesdienst, der genau wie der Film unter die Haut und mitten in’s Herz ging.